Krankheitsbilder: Intracerebrale Blutung (ICB)

Krankheitsbilder: Intracerebrale Blutung (ICB)

Eine intracerebrale Blutung ist eine Einblutung in das Hirngewebe. Meistens ist zuvor ein Blutgefäß gerissen oder geplatzt. Infolge der intracerebralen Blutung hört die Sauerstoffversorgung des empfindlichen Hirngewebes im Versorgungsgebiet des gerissenen Blutgefäßes abrupt auf.

Intracerebrale Blutung (ICB)

Eine intracerebrale Blutung ist eine Einblutung in das Hirngewebe. Intracerebrale Blutungen sind häufig Rhexisblutungen. Mit Rhexisblutung bezeichnen Fachleute eine Blutung, bei der plötzlich ein Blutgefäß geplatzt oder gerissen ist. Häufig handelt es sich dabei um Blutgefäße, die durch eine Arteriosklerose („Arterienverkalkung“) vorgeschädigt sind. Aber auch andere Krankheiten der Blutgefäße, Kreislauferkrankungen wie etwa Bluthochdruck, oder Verletzungen des Kopfes können Rhexisblutungen im Gehirn verursachen. Die zugrundliegende Ursache für die intracerebrale Blutung lässt sich im Nachhinein nicht immer feststellen.

Symptome

Infolge der intracerebralen Blutung hört die Sauerstoffversorgung des empfindlichen Hirngewebes im Versorgungsgebiet des gerissenen Blutgefäßes abrupt auf. Ein Bluterguss, der sich bei der Hirnblutung bildet, erhöht den Druck im Gehirn und schädigt das Nervengewebe zusätzlich. Die Symptome der intracerebralen Blutung hängen davon ab, welches Hirnareal in welchem Ausmaß geschädigt wurde. Bei einer intracerebralen Blutung kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Plötzliche  Kopfschmerzen
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Halbseitige Muskelschwäche oder Lähmungen
  • Taubheitsgefühle
  • Störungen des Seh-, Sprech- und Sprachvermögens
  • Schluckstörungen
  • Schwindel und Bewegungsstörungen
  • Bewusstseinseintrübung, Bewusstseinsverlust
  • Krampfanfälle

Die Symptome entsprechen einem ischämischen Hirninfarkt (Schlaganfall). Fachleute sprechen daher bei der intracerebralen Blutung auch vom blutigen (hämorrhagischen) Schlaganfall. Etwa 15 Prozent der Schlaganfall-Patienten haben einen blutigen Schlaganfall infolge einer intracerebralen Blutung, wohingegen 80 Prozent der Schlaganfall-Patienten einen ischämischen oder weißen Schlaganfall durch den Verschluss eines Blutgefäßes erleiden.

Bei einer intracerebralen Blutung besteht Lebensgefahr! Daher müssen Sie bei den genannten Symptomen sofort die Notrufzentrale (Tel: 112) informieren! Je länger der Sauerstoffmangel und die anderen schädigenden Einflüsse der intracerebralen Blutung andauern, desto mehr Hirngewebe geht unwiderruflich verloren und desto höher ist das Risiko, dass die Funktionsstörungen bestehen bleiben. Im akuten Fall versucht der Arzt, die intracerebrale Blutung zu stoppen und den Druck im Gehirn zu senken, um die Folgeschäden gering zu halten. Das macht häufig eine Gehirnoperation durch den Neurochirurgen nötig.

Bei der Rehabilitation von Patienten nach einer intracerebralen Blutung steht für uns das Wiedererlangen von Fähigkeiten, die durch die Hirnblutung verlorengegangen sind, im Vordergrund. Zur Vorbeugung erneuter Hirnblutungen gehen wir außerdem die individuellen Risikofaktoren für die intracerebrale Blutung, wie beispielsweise die Arteriosklerose, therapeutisch gezielt an.

Diagnostik nach einer intracerebralen Blutung

Ein besonderer Schwerpunkt unserer Neurologie in der MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr ist die rehabilitative Behandlung von Patienten nach einem Schlaganfall bzw. einer intracerebralen Blutung: Über 1.500 Patienten kommen pro Jahr zu uns zur Rehabilitation nach einer Hirnblutung oder einem ischämischen Schlaganfall. Noch während sich unsere Patienten in der Akutklinik befinden, stimmen wir uns eng mit den dort arbeitenden Ärzten über die Befunde, Therapieziele und einen optimalen Behandlungsplan ab.

Bei der Aufnahme in der Neurologie in der MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr erörtert Ihr betreuender Arzt mit Ihnen ausführlich Ihre Krankengeschichte, Ihre aktuellen Symptome, Ausfallserscheinungen und Beschwerden nach der intracerebralen Blutung sowie mögliche Ursachen und Begleiterkrankungen. Anschließend führt er eine körperliche Allgemeinuntersuchung durch. Falls erforderlich wird diese durch weiterführende Untersuchungen, wie beispielsweise Laboruntersuchungen, EKG (Messung der Herzströme) oder Ultraschall ergänzt. Darüber hinaus machen wir spezifische neurologische Untersuchungen, um uns ein genaues Bild über alle Folgeerscheinungen Ihrer Hirnblutung zu machen. Da die Folgen einer intracerebralen Blutung individuell unterschiedlich sind, stimmen wir die neurologischen Untersuchungen ganz auf Ihren persönlichen Fall ab.

Untersuchungsmethoden

Dafür steht uns ein breites Spektrum modernster Untersuchungsmethoden zur Verfügung:  

  • Alle gängigen klinischen neurologischen, psychiatrischen und psychologischen Untersuchungen.
  • Neuropsychologische Testverfahren, mit denen wir untersuchen, wie sich die durch die intracerebrale Blutung verursachten neurologischen Veränderungen auf die Psyche auswirken.
  • Diagnostik von Sprach- und Schluckstörungen auch mithilfe einer Kehlkopfspiegelung (FEES).
  • Mit der Messung der Hirnströme (EEG) in Ruhe und nach Stimulation mithilfe von Sinnesreizen untersuchen wir die Leitfähigkeit von Nervenbahnen (evozierte Potentiale).
  • Elektro- und Funktionsdiagnostik zur Überprüfung der Funktionen der Muskulatur, der Nerven und der Sinne sowie anderer Körperfunktionen, die bewusst kontrolliert werden. Dazu gehören Muskelbewegungen oder Funktionen, die außerhalb bewusster Kontrolle ablaufen (autonome Körperfunktionen), wie beispielsweise die Regulation des Blutdrucks (autonome Funktionsdiagnostik).
  • In der Spastikdiagnostik untersuchen wir den Grad und die Auswirkungen einer Muskelverhärtung oder -verkrampfung (Spastik), die die Bewegungskontrolle einschränkt und als Folgeerscheinung der intracerebralen Blutung auftreten kann.
  • Ultraschall von Gefäßen, Muskeln und Nerven, um Begleiterkrankungen zu erkennen.
  • Elektromyografie und Myosonologie zur Messung der Muskelaktivität.
  • Elektroneurografie zur Messung der Leitgeschwindigkeit von Nervenbahnen und der Geschwindigkeit bestimmter Reflexe.
  • Mithilfe der transkraniellen Magnetstimulation können wir Gehirnbereiche von außen ohne neurochirurgischen Eingriff gezielt aktivieren und so ihre Funktion untersuchen.
  • Die extra- und transkranielle Doppler- und Duplexsonografie (farbcodierter Ultraschall) dient zur Untersuchung der Blutgefäße im Gehirn. Damit können wir mögliche Durchblutungsstörungen oder Risikofaktoren (z.B. Arteriosklerose) für erneute Rhexisblutungen feststellen. Kipptischuntersuchungen und besondere Untersuchungen zur Aufdeckung minimaler Gefäßverstopfungen (Mikroembolie-Detektion) ergänzen die Diagnostik der Blutversorgung im Gehirn.
  • Überprüfung von elektronischen implantierten Medikamentenpumpensystemen.

Therapie nach einer intracerebralen Blutung

Die Beschwerden und Symptome nach einer intracerebralen Blutung unterscheiden sich von Patient zu Patient. Häufig müssen vor der Hirnblutung selbstverständliche Fähigkeiten wie Sprechen oder Gehen in der Rehabilitation erneut erlernt und geübt werden. Die intracerebrale Blutung kann auch Auswirkungen auf die Psyche haben und die Informationsverarbeitung des Gehirns und das Erfassen von Sachverhalten (Kognition) sowie körperliche Funktionen wie die Nerven- und Muskeltätigkeit beeinträchtigen.

Therapiebausteine

Den Therapieplan stimmen wir ganz auf Ihr individuelles Krankheitsbild ab und nehmen Ihre Fortschritte umgehend auf. Je nach Ihren persönlichen Bedürfnissen und Therapiezielen setzt sich der Plan aus folgenden Bausteinen zusammen:

  • Beginn der Rehabilitation nach Hirnblutung: Je eher die gezielte Rehabilitation nach einer Hirnblutung einsetzt, desto besser können Sie als Patient Fähigkeiten wieder erlernen und falsche Strategien vermeiden. Wichtig dabei ist jedoch, dass Sie nicht überfordert werden.
  • Die Physiotherapie, inklusive der ultraschallgesteuerten Physiotherapie, zielt darauf ab, dass sich Ihr Körpergefühl, Ihre Körperbeherrschung und damit Ihre Mobilität nach der intracerebralen Blutung wieder verbessern.
  • Die Ergotherapie hat die Wiederherstellung oder Erhaltung der Selbstständigkeit im Alltag nach einer intracerebralen Blutung zum Ziel. In der Ergotherapie üben Sie z.B. alltägliche Tätigkeiten und den Umgang mit Hilfsmitteln. Sie erhalten außerdem Hinweise zur Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes oder zu sinnvollen Umbauten zuhause.
  • In der Sprachtherapie (Logopädie) arbeiten wir an Ihren Sprechstörungen (Dysarthrien) und Störungen der Mitteilungsfähigkeit (Aphasien).
  • In der neuropsychologischen Therapie behandeln wir Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit nach einer intracerebralen Blutung. Verbessern wollen wir damit Ihre Konzentrationsfähigkeit, Ihre Stimmungslage und Ihre Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten.
  • Psychosoziale Betreuung: Eine intracerebrale Blutung und ihre Folgeerscheinungen verunsichern die meisten Patenten und Ihre Angehörigen zutiefst. Die Organisation des Alltags, langwierige Therapien, Berufsunfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit stellen den Patienten und seine Angehörigen auch vor ganz praktische soziale Probleme. Wir unterstützen Sie im Umgang mit diesen Herausforderungen und versuchen mit Ihnen gute Lösungen zu finden.
  • Schluckstörungen treten bei vielen Patienten nach einer intracerebralen Blutung auf und werden häufig als besonders quälend empfunden. Die Schlucktherapie ist ein spezifisches Training, um Schluckstörungen zu überwinden.
  • Die Spiegeltherapie fördert die Aktivierung der gelähmten Köperseite bei einer Halbseitenlähmung nach einer intracerebralen Blutung.
  • Beim erzwungenen Gebrauch (Forced-use) handelt es sich um ein intensives und gezieltes Training, um Alltagsfähigkeiten zu üben und wieder zu erlernen, die durch die intracerebrale Blutung scheinbar verlorengegangen sind.

Interdisziplinäre Gruppentherapien

In interdisziplinären Gruppentherapien behandeln wir verschiedene Beschwerden, Ausfallserscheinungen und Störungen nach einer intracerebralen Blutung. Die Behandlung in der Gruppe erleben viele Patienten als sehr intensiv und motivierend. Besonders bewährt hat sich die Therapie in der interdisziplinären Gruppe bei:

  • Störungen der Kommunikation
  • Neglect-Syndrom (Nichtwahrnehmen von einer Seite des eigenen Körpers und/ oder von Teilen der Umgebung)
  • Armstudio: Gezieltes Training von Armen und Händen
  • Gangstudio: Gezieltes Gehtraining
  • Mobility Studio: Intensivtraining zur Wiedergewinnung der Steh- und Gehfähigkeit von Rollstuhlpatienten

Die Rehabilitation nach einer intracerebralen Blutung soll möglichst auch zur Vorbeugung einer erneuten Rhexisblutung im Gehirn beitragen. Wir helfen Ihnen dabei, Ihre persönlichen Risikofaktoren für eine intracerebrale Blutung, wie z.B. Arteriosklerose, Bluthochdruck, oder hoher Blutzucker, zu verringern. Sie können hierzu an folgenden Maßnahmen teilnehmen:

  • Raucherentwöhnung
  • Diätberatung und Diätschulung
  • Diabetes- und Lipidschulung

Nachbetreuung und Ambulante Rehabilitation

Im Anschluss an die stationäre Rehabilitation benötigen die meisten Patienten nach einer intracerebralen Blutung weiterhin medizinische Betreuung, therapeutische Anwendungen und möglicherweise Pflege. Wir unterstützen Sie dabei, eine optimale Nachbetreuung zu organisieren und arbeiten eng mit den zuständigen Fachkräften zusammen.

Nach einer intracerebralen Blutung ist die Fortführung der rehabilitativen Maßnahmen im Anschluss an den stationären Aufenthalt für viele Patienten erforderlich und sinnvoll. In unserer Tagesklinik bieten wir daher eine ambulante neurologische Rehabilitation an, bei der Sie je nach persönlichem Bedarf alle Therapieangebote wahrnehmen können, die auch den stationären Patienten zur Verfügung stehen.

Wer Sie behandelt

PD Dr. med. Saskia Meves

PD Dr. med. Saskia Meves

Chefärztin der Fachklinik für Neurologie

MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr

Wie Sie uns kontaktieren können

Martina Haefs

Martina Haefs

Aufnahmesekretariat der Fachklinik für Neurologie

MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr